VALIE EXPORT's Retrospective at the C/O Berlin Foundation Review by Manuela Lintl
Nach Stationen im ALBERTINA Museum Wien und Fotomuseum Winterthur zeigt die C / O Berlin Foundation die Ausstellung VALIE EXPORT. Retrospektive und bewirbt das Kunstereignis etwas ungelenk als „erste umfassende institutionelle Einzelpräsentation des facettenreichen Werks der österreichischen Künstlerin seit Langem“. Gastkurator Walter Moser (ALBERTINA) hat die Retrospektive in Zusammenarbeit mit Boaz Levin (C / O Berlin) kuratiert. In Berlin waren zuletzt 2018 im Kunstverein nbk und davor 2003 in der Akademie der Künste umfassende Präsentationen von VALIE EXPORT zu sehen. Dass nun ausgerechnet ein Privatmuseum für Fotografie als Ort für die neue Überblicksschau der Medienkünstlerin mit einem Querschnitt von Arbeiten aus dem Zeitraum 1966 bis 2009 ausgewählt wurde, erklärt sich dadurch, dass man den Schwerpunkt weniger auf die feministische Aktionskunst als vielmehr auf die Relevanz der Fotografie für das Schaffen der Künstlerin gelegt hat.
Nur wenige Künstlerinnen ihrer Generation haben so konsequent und herausfordernd die Gesellschaft kritisiert, insbesondere im Hinblick auf patriarchale Machtverhältnisse und geschlechtlich konnotierte Rollenzuschreibungen, wie die 1940 in Linz geborene VALIE EXPORT. Geboren als Waltraud Lehner, verheiratete Höllinger, legte sie sich 1967 den (Marken-) Namen VALIE EXPORT zu. Sie traf damit eine kunstprogrammatische Entscheidung und vollzog gleichsam einen symbolischen Befreiungsschlag durch Ablegung des Nachnamens von Ehemann oder Vater. In Österreich wurde das, in Teilen noch aus dem Jahr 1811 stammende, Ehe- und Familienrecht erst nach 1975 reformiert. Angezogen von den künstlerischen Möglichkeiten der Fotografie und den „neuen Medien“ Film und Video – die in den späten 1960er und 1970er Jahren (...)
