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„When Picasso died I read in a magazine that he had made four thousand masterpieces in his lifetime and I thought, „Gee, I could do that in a day.“ So I started. And then I found out, „Gee, it takes more than a day to do four thousand pictures.“ You see, the way I do them, with my technique, I really thought I could do four thousand in a day. And they'd all be masterpieces because they'd all be the same painting. And I started and I got up to about five hundred and then I stopped. But it took more than a day, I think it took a month. So at five hundred a month, it would have taken me about eight months to do four thousand masterpieces - to be a „space artist“ and fill up spaces that I don't believe should be filled up anyway. It was disillusioning for me, to realize it would take me that...

„When Picasso died I read in a magazine that he had made four thousand masterpieces in his lifetime and I thought, „Gee, I could do that in a day.“ So I started. And then I found out, „Gee, it takes more than a day to do four thousand pictures.“ You see, the way I do them, with my technique, I really thought I could do four thousand in a day. And they'd all be masterpieces because they'd all be the same painting. And I started and I got up to about five hundred and then I stopped. But it took more than a day, I think it took a month. So at five hundred a month, it would have taken me about eight months to do four thousand masterpieces - to be a „space artist“ and fill up spaces that I don't believe should be filled up anyway. It was disillusioning for me, to realize it would take me that long“ I (Andy Warhol) 

Neben dem umfangreichen Oeuvre soll dies jedoch nicht die einzige Gemeinsamkeit dieser beiden Künstler bleiben. Für die Warhol'schen Gemälde und Zeichnungen „Heads (after Picasso)“ stand, wie bereits der Titel vermuten läßt, Pablo Picasso Pate. Andy Warhol kann man somit in jene Reihe von Künstlern einordnen, die einem anderen großen Künstler aus Bewunderung quasi als Hommage Reverenz erweisen. Bereits Picasso setzte sich in seinem späten Werk mit Themen großer Vorgänger auseinander. Dennoch scheint es auf den ersten Blick verwunderlich, daß Andy Warhol auf solche Vorgaben zurückgreift, zumal seine Themen stets zeitgenössisch waren und aus dem Bereich Reklame und des Konsums stammten. Nie waren sie eine Erfindung seiner eigenen Phantasie.

Auf die Frage, ob es Unterschiede zwischen Vorlagen gebe, welche zum einen aus der Werbung und zum anderen aus der Kunstgeschichte stammen, sagte Andy Warhol folgendes: „They are both images. One relates to products, the other to people, or historical events. Both are means of communication. The advertising is more intriguing. ln fact, I buy old magazines and use them just for the advertising. (...) I view advertising as an artistic expression of our times. I watch advertising just as much as l go to museums.“ 

Der Maler Philip Pearlstein, ein Studienfreund Warhols, erzählte, daß Andy Warhol zweimal im Jahr von Pittsburgh nach New York fuhr, um dort Museen zu besuchen; Warhol interessierte sich also für die Kunstgeschichte. Das erste Werk, in dem er auf diese zurückgreift, ist die „Mona Lisa“ nach Leonardo da Vinci aus dem Jahr 1963. Allerdings greift er in diesem Fall nur indirekt auf die historische Vorlage zurück: Leonardo's „Mona Lisa“ wurde 1963 im Metroploitan Museum ausgestellt und Warhol verarbeitete dabei das zeitgenössische gesellschaftliche Ereignis, das sich um ihren Ruhm drehte.

Die Quellen für die „Heads“-Gemälde von Andy Warhol aus dem Jahr 1985 stammen von Pablo Picasso aus dem Jahr 1960 und sind gleichfalls mit „Heads“ betitelt (Zervos #389, 392, 393, 396), die Grundlagen der Zeichnungen sind „Bust of a Woman“, 1942 (Zen/os #45) respektive „Heads", 1960 (Zervos # 391 ,393,394). Ob sich genau eine dieser Vorlagen in Warhols Besitz befand, ist unklar, feststeht aber, daß er eine Graphik von Picasso besaß.5 Charakteristisch für die Arbeiten von Warhol ist dabei die Austauschbarkeit und Gleichmacherei der Bildelemente. Früher war dies eine allgemein tradierte Bauhaus-Methode, die jedoch nun mit Andy Warhol bei der figurativen Malerei ihren Einzug hielt. Warhol war es auch, der an Hand seiner Motive mit reinen Farben zu operieren begann, die er in krassen Konturen aneinandergrenzen ließ. Vorbild für diese Methode dürfte ein Werk von Fernand Léger sein, das sich bereits während der ausgiebigen Museumsbesuche von Warhol im Solomon R, Guggenheim Museum befand: „Die Landpartie“,1954, ein typisches Werk der Scheidung von Farbe und Kontur.6 Fernand Léger und Henri Matisse waren die ersten, die Anfang des 20. Jahrhunderts Konturen und Farben voneinander schieden und durch Rainer Crone ist verbürgt, daß Warhol sich auch von Matisse-Zeichnungen inspirieren ließ, wie man auf Blättern aus den Jahre1956 bis 1958 ersehen kann.

Die Farbe wird von Andy Warhol nun so eingesetzt, daß sie übermäßig aufgetragen wird, wobei die Konturen und Farbflächen einander nicht decken. Die Eigenständigkeit der Farbflächen auf seinen Bildern benutzt er jedoch nicht nur, um abstrakte Werte zu betonen, sondern als Sinnträger. Weiters erzielt er durch die Umkehrung der Klischees mit dem Negativ-Abdruck eine entmaterialisierte Wirkung des gegenständlichen Motivs. Die Arbeitsweise des Werbegraphikers mischt sich dabei mit jener des Künstlers, die Motive sind jedoch austauschbar und bleiben in ihrer Bedeutung selbst noch als Fragment aufrecht. Ein solches Beispiel ist die „Birth of Venus" nach Botticelli, die in dem Werk „Details of Renaissance Paintings“ von 1984 auf das wichtigste Zeichen, den Kopf der Venus, reduziert wird und deren Wirkung gegenüber dem ursprünglichen Gemälde in keinster Weise zurücksteht. 

Neben Picasso erbietet Warhol in den 80er Jahren aber auch weiteren bedeutenden Künstlern wie Cranach, Raphael, de Chirico, Matisse oder Munch die Ehre, geht allerdings mit der nötigen Distanz an deren Kunst heran und verwandelt sie nicht. Er bleibt an der Oberfläche und transformiert das ohnehin schon berühmte Kunstwerk, ohne jedoch in dessen Bestand einzugreifen, in das zeitgenössische Geschehen. 

Das ist dann auch das einzige, das Warhol von Picasso unterscheidet: Picasso bleibt bei der Auseinandersetzung mit Bilderfindungen großer Künstler nicht an der Oberfläche, sondern versucht, deren Formen zu verwandeln. Bei jeglichem Unterschied liegt aber diesem Gegensatz wiederum eine Gemeinsamkeit zugrunde: Ein bedeutender Künstler erweist im zeitgenössischen Dasein den alten Meistern Ehrerbietung und Reverenz. Und bedeutend sind Andy Warhol und Pablo Picasso ja wohl allemal, zudem sie auch alles für ihren Erfolg arrangiert haben: Sie sind Prototypen jener exzentrischen Künstler in der bürgerlichen Gesellschaft, die trotz oppositioneller Arbeitsweisen und Ansichten Erfolg genießen. Sie sind nicht nur in ihrem künstlerischen Schaffen unverkennbar und verfolgen konsequent ihren Stil, vielmehr sind sie auch in ihrem persönlichen Erscheinungsbild unverwechselbar. Unter den Künstlern dieses .Jahrhunderts haben auf jeden Fall nur Pablo Picasso und Andy Warhol diesen mythischen Ruhm erreicht. Allein ihnen beiden ist gemeinsam, und das ist selten, daß sie eine solche Popularität bei den Leuten auf der ganzen Welt genießen.

 

© by Galerie Thaddaeus Ropac und Günter Salzmann

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