Im diesjährigen Festspielsommer scheinen die renommierten Galerien in Salzburg ihr Programm aufeinander abgestimmt zu haben. So zeigt Thaddaeus Ropac in der Villa Kast jüngste Arbeiten des deutschen Meisters Imi Knoebel, die so noch nicht in Galerien zu sehen waren. Es sind Werke aus dem Jahr 2016 und 2017, die der Minimal Art verhaftet sind und eine raffinierte Ausdrucksform entwickeln.
Die Galerie Ruzicska zeigt den rund zwanzig Jahre jüngeren süddeutschen Künstler Gerold Miller mit Skulpturen, die wie bei Knoebel, die Frage nach der Abgrenzung von Malerei und Skulptur stellen. (siehe die artmagazine Kritik) Während Miller sich eindeutig als Bildhauer versteht, ist Knoebel ein Maler, auch wenn Fragen des Farbauftrags und der Form der Objekte und Bilder bei beiden Künstlern durchaus ähnlich sein können.
Hier ein kurzer Rundgang durch die Galerie Thaddaeus Ropac: Es sind die jüngsten Datums-, Schnitt- und Drachenbilder sowie die Miniaturserie der „Elemente“ von Imi Knoebel, die in der Ausstellung zu sehen sind.
Im Erdgeschoß befinden sich Arbeiten der sogenannten „Elemente“ – kleinformatige unregelmäßige Aluminiumflächen bemalt und in Serie nebeneinander gehängt. Sie erinnern an geometrische Zeichen, an naturwissenschaftliche Objekte oder an Buchstaben. Die „Elemente“- Gruppe, deren verschiedene Varianten Knoebel bei Ropac zeigt, erinnern an den Aufsatz von Michael Fried im Artforum, der 1967 die Minimal Art als „buchstäbliche Kunst“ bezeichnete. Auch bei diesen „Elementarteilchen“ passt der Ausdruck „buchstäbliche Kunst“ sehr gut, denn sie scheinen wie Versuche für die Malerei eine Sprache zu finden, in einem Bild ein Wort zu formulieren.
In diesem Zusammenhang darf natürlich nicht auf Knoebels Werkserie „24 Farben für Blinky, 1977“, sein malerisches Epitaph für seinen Freund Blinky Palermo, vergessen werden. Auch in dieser Serie, wenn auch großformatiger, geht Knoebel ähnlichen Fragen der Malerei nach.
Auch solche größeren Formate sieht man im Erdgeschoß der Villa Kast, unter anderem die sogenannten Datumsbilder, in denen Daten übermalt werden und für den Betrachter nicht mehr sichtbar sind. Der Farbauftrag ist luftig, die Farbbahnen lassen sich zum Teil nachvollziehen, eine Textur wird sichtbar - ein Verfahren, das neu ist bei Imi Knoebel.
Neu sind auch Schnitte in den Tafeln. Knoebel verwendet dafür Aluminiumplatten, die er wie Teile zu einem Bildkörper zusammenfügt. Gemeinsam ergeben Sie ein malerisches Ganzes. Die Ränder sind nicht wie in früheren Arbeiten überlagert, sondern stoßen exakt aufeinander. Man kann diese Werke erneut „als Wort bildend“ bezeichnen. Dominierend ist aber die harmonische Zusammenschau des Farbeindrucks. Dabei wird Rot mit Schwarz kombiniert oder Ockertöne mit Grau.
Es ist eine kontemplative Ebene die Imi Knoebel mit diesen großen Formaten erreicht.
Zuletzt sei noch auf das Stiegenhaus bei Taddaeus Ropac verwiesen in dem drei sogenannte „Flugdrachen“ von Imi Knoebel hängen. Sie ähneln in ihrer unregelmäßigen Form tatsächlich Kinderdrachen, haben abenteuerliche Titel wie Leviathan - das Fabelwesen - und haben alle eine Bruchstelle. Es scheint als würde die Drachenschnur durch diese Bruchrille gehen.
Egal ob man am Ende oder am Anfang des Stiegenaufgangs steht man meint, die Drachen in den angrenzenden Mirabellgarten entschweben zu sehen.